20221016_Deponie Gamsenried_cr_ Martin Forter Martin Forter
08.04.2025

Chemiemülldeponie Gamsenried der Lonza AG: Mängel bei der Planung der Dichtwand

Die geplante Dichtwandprojekt zur Eindämmung der Chemiemülldeponie Gamsenried weisst gravierende Mängel auf. Die Abdichtung ist geologisch unsicher, der Umgang mit leichtflüchtigen Schadstoffen unzureichend geregelt, und einige gefährliche Substanzen werden in den Berichten kaum oder gar nicht berücksichtigt – trotz teils massiver Grenzwertüberschreitungen.

Die Lonza AG plant den Bau einer Dichtwand zur Eindämmung der Schadstoffausbreitung aus ihrer Chemiemülldeponie Gamsenried bei Brig. Doch die bisherige Planung weist laut Experten gravierende Mängel auf – mit potenziell gefährlichen Folgen für Mensch und Umwelt.

Die Deponie verschmutzt das Grundwasser seit Jahren massiv, unter anderem mit krebserregendem Benzidin. Zwar ist der Bau einer Dichtwand grundsätzlich dringend notwendig, um die weitere Ausbreitung von Schadstoffen zu begrenzen, doch zentrale Aspekte in der Projektplanung wurden unzureichend berücksichtigt. So ist nicht sichergestellt, dass die Wand tatsächlich ausreichend abdichtet, da sie auf geologisch lückenhafte limnische Schichten gesetzt werden soll. Deshalb fordern AefU, OGUV, Pro Natura und WWF bereits jetzt einen verbindlichen "Plan B" für den Fall, dass die Wand versagt.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die unvollständige Berücksichtigung der zahlreichen Schadstoffe in der Deponie – insbesondere leichtflüchtiger Substanzen (VOC), die während der Bauarbeiten in die Luft entweichen könnten. Zudem fehlt im Bericht zur Deponie die historische Ditolid-Produktion, bei der große Mengen der hochgefährlichen Substanz o-Tolidin verwendet wurden. Auch Stoffe wie 2,2’-Benzidin und dessen Abbauprodukte wurden zwar in der Vergangenheit im Grundwasser nachgewiesen, in der aktuellen Planung aber ignoriert – trotz bekannter Überschreitungen der vorläufigen Grenzwerte um ein Vielfaches.

Trotz massiver Mängel verzichten AefU, OGUV, Pro Natura und WWF vorerst auf eine Einsprache, da wir bei Lonza eine gewisse Offenheit für den Dialog wahrnehmen und die Sanierung nicht weiter verzögern wollen. Wir werden die Umsetzung des Projekts jedoch aufmerksam und kritisch begleiten. Sollten keine Verbesserungen folgen, behalten wir uns rechtliche Schritte bei künftigen Bauphasen ausdrücklich vor.

Wir fordern u. a. ein detailliertes Luftreinhaltekonzept, eine klare Strategie zur Entsorgung des Aushubmaterials, die systematische Untersuchung gefährlicher Substanzen und ein umfassendes Konzept zur Störfallvorsorge.

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Kontakt:
Dr. Martin Forter, Geograf, Altlastenexperte u. Geschäftsleiter AefU - 061 691 55 83
Sonja Oesch, MAS Umwelttechnik u. -Management FHNW; Vorstandsmitglied OGUV - 079 353 01 19
Prof. Dr. Walter Wildi, Geologe u. Altlastenexperte - 079 310 00 39
Dr. med. Bernhard Aufdereggen, Präsident AefU - 079 639 00 40
Angela Escher, Geschäftsleiterin WWF Oberwallis - 079 178 95 79
Ralph Manz, Regionaler Geschäftsleiter Pro Natura Oberwallis - 079 570 55 44